Nachtwache - Nachtschicht

Freiraum Nacht

Ein dezentrales Druckprojekt

gefördert von der Stadt Osnabrück

2020

In diesem Projekt soll nachts dezentral in verschiedenen Stadtteilen Osnabrücks gedruckt werden. Die Plakate bleiben dort bis zum nächsten Tag zum VERSCHENKEN an der Leine. Wenn ich nachmittags wiederkomme um die Schnur oder verbliebene Blätter abzuholen, gibt es Gelegenheit über die Aktion zu reden. Künstler*innen arbeiten auch nachts, legen auch Nachtschichten ein, halten manchmal Wache für die Gesellschaft. Sie  verrichten, wie die Heinzelmännchen,  einen heimlichen Dienst, in diesem Falle an der Gesellschaft, der Stadtgesellschaft.  Vor zwei und vier Jahren habe ich mit Dagmar von Kathen zweimal die "Fahrradrallye zur Kunst im öffentlichen Raum" gemacht und wir haben festgestellt, dass außerhalb des Stadtzentrums Kunst kaum eine Rolle spielt. Auch darum geht es in diesem Projekt.

Angelika schreibt: Ein Weiter so - nein. Es geht nur weiter wenn die Menschen teilen.  Ich finde es unerträglich zu wissen, dass täglich Menschen verhungern. Wenn ich in meinem Garten Früchte ernte, und aus einer Tomate etwa 60 Samen und aus einer Paprika ca 80 Samen ernte, denn weiß ich, dass kein Mensch auf der Welt verhungern muss. Vielleicht sind meine Gedanken naiv, aber so denke ich.

19. Dezember

Noch einmal eine nächtliche Druckaktion an der Marienkirche. Kaum Menschen unterwegs, zwei, drei kurze Gespräche. Morgens um 9 Uhr hängen noch zwei Blätter, um 12 Uhr ist alles abgeräumt. Schön, aber innerlich merke ich, dass die Zeit für das Kranichprojekt gekommen ist.

9. Dezember

Zweiter Corona Lockdown. Die Ausstellung in der Lagerhalle auf das Frühjahr verschoben. Das Projektheft ist gekommen, sehr schön. Aber wofür? Ohne Präsentation? Obwohl das Nachtprojekt beendet ist, noch zwei Plakate entwickelt, von dem ich eines noch auf dem Markt drucken werde. Renates Schülerin Angelika Malle hat für den Blog Kreativität und Krise der Musik&Kunstschule eine Frage vorgeschlagen Gehen wir zurück oder gehen wir weiter? Wöchentlich soll dort eine neue Frage gestellt werden. Zurück nach dem Motto Ich will mein altes Leben zurück  oder weiter, nach dem Prinzip Weiterentwicklung. Anders kann es ja gar nicht gehen.

12. November

Josefine aus der Praxis Dr. Diekhoff schreibt mit Grüßen vom ganzen Praxisteam, dass ihr Chef das Plakat an der Synagoge mitgenommen hat und jetzt hängt es an der Pinnwand, wo die Patienten in der Zeit des Wartens die Möglichkeit haben, zur Ruhe zu kommen und die Gedanken schweifen zu lassen.  Klasse!

und die Kollegin Sybille Hermanns nimmt auch ein Plakat mit, hängt es an die Tür in der Lohstraße. Schön, guter zentraler Platz. 

9./10. November

Mitternacht, Glockenläuten vom Dom, Marien- und Katharinenkirche, um diese Zeit begann hier das Pogrom. Nussbaum und Kantor Gittelsohn aus dem Nussbaumbild "Die beiden Juden", das es schon Ende der Zwanziger in Osnabrück gemalt hat. 1938 war er schon fünf Jahre im Exil und Gittelsohn lebte nicht mehr. Seine Enkelin hat aber über die Geschehnisse dieser nacht ausführlich berichtet. Sie und viel Juden waren in das Haus Herderstraße 22 geflüchtet, das im Hintergrund ist.

Den Moosgummidruckstock vom letzten Jahr dafür zerschnitten.

3. November

Noch ein Blatt für die Seebrücke, auch wenn es in Frage steht, ob erstmal noch Veranstalt-ungen möglich sind.

30. Oktober

Vorgestern und gestern Plakate und Einladungskarten für die Ausstellung in der Lagerhalle gedruckt. Heute 20 Plakate gerahmt. Fast alles fertig für die Ausstellung - da kommt der zweite lockdown. Die Lagerhalle bleibt wie alle Gaststätten und fast alle Kultureinrichtungen geschlossen.....

25. September

Mal wieder bei fridays for future, diesmal mit Abstand im Schloßpark. Schöne Atmosphäre. Mein Geburtstag und die ganze Familie rollt an.

24. September

Probelauf an der ehemaligen Synagoge für die Aktion zur Erinnerung an die Reichspogromnacht. Wenn ich das erst am 9. November mache, wird das Projektheft nicht zur Ausstellung am 25. November in der Lagerhalle fertig. Nachts kommt eine Polizeistreife vorbei  "wegen des Denkmals" und fährt gleich weiter, als ich sage, dass die Polizei per Mail informiert ist.

Schon am späten Vormittag sind alle Plakate mitgenommen.

16. September

Eversburg - gibt es eigentlich ein Zentrum dieses Stadtteils? Ich entscheide mich für den Zaum vor dem Gemeinschaftszentrum Westwerk. Eine Bushaltestelle genau dort, wo die Plakate landen, und doch bleiben auch hier neun Plakate hängen.

15. September

An der Ebertallee im "Problemstadtteil" Schinkel, wo alles ganz ruhig verläuft. Ein sehr günstig gelegener Platz auf einer grünen Mittelinsel. Morgen ist hier Wochenmarkt - aber es werden nur drei Blätter mitgenommen.

Ist der Satz Die Gegenwart ist die Vergangenheit unserer Kinder zu kompliziert?

6. September

Sabine schreibt: Ohne Kunst und Musik ist das Leben eine Ödnis...so wie unser Wohnungseingang ohne dein Poster. Jetzt gehen alle Mitmieter an unserer Tür vorbei und freuen sich über dein Bild bzw. denken darüber nach.

Und wie wollen wir leben?frei, unabhängig ohne den Zwang, dem Geld hinterher zuhetzen. Ohne den vielen Konsum in einer heilen Natur. Und das ist halt schwierig. Danke und liebe Grüße, Sabine

1. September

Moritz schreibt:...erst einmal herzlichen Dank für die schöne Aktion. Ich habe mir am Sonntag beim Gesellschaftshaus ein Plakat mitgenommen und es an unser Haus gehängt, damit die Nachbarn und alle, die vorbeikommen, einen Gedankenimpuls bekommen.

Ohne Kunst, ohne Musik, ohne einen mal kritischen, mal humorvollen, mal provozierenden Blick auf die Welt und unser Handeln wäre die Welt so viel ärmer. Kunst hält uns einen Spiegel vor, berührt uns und regt uns zum Nachdenken an. Das ist ein so wichtiges Gut, was wir alle wertschätzen und bewahren müssen. Danke! Schönen Gruß, Moritz

30. August

Aktion am Piesberger Gesellschaftshaus. 50 Minuten Anfahrt und Abfahrt, puuuh. Sonntags Kaffee und Kuchen, als Dankeschön des Hauses umsonst !!! Schöne gelassene Stimmung am Kastaniengarten. Alle Plakate der Kulturbrücke sind mitgenommen. Klasse.

21.August

Meike schreibt:...vielen Dank für das Enkeltauglich-Plakat....Meine Eltern haben auf einem Spaziergang in Osnabrück das Plakat im Fenster eines Wohnhauses entdeckt und waren so begeistert....sie machen selbst sehr viel um die Erde wirklich enkeltauglich zu machen - vom konsequenten Fahrradfahren, Mitarbeit im Weltladen, Fleischverzicht.......und nun hängt es also auch in ihrem ostfriesichen Wohnzimmer. Sie haben sich sehr gefreut!

21.Juli

Fast vier Wochenn lang kippeliges Wetter. Kurz vor den Ferien also noch eine Druckaktion, diesmal in Haste, am Zaun der Kita an der Christus-Königkirche. Hier passt das Blatt mit den Kinderfüßen gut hin. Wahrscheinlich die längste Anfahrt mit dem Druckfahrrad. Über den Sonnenhügel. Diese leichte Steigung fällt mit einem normalen Rad kaum auf. Hier zieht es sich. Bin noch im Hellen dort und finde gleich tierische Beachtung.

Zu Beginn hält ein Radler, nimmt interessiert ein noch nasses Blatt mit. Ich meine, ihn von der Arbeitslosenselbsthilfe zu kennen. "Den Blog schaue ich mir bei meiner Schwester an. Die hat einen Computer."

Schade, anderntags Regen ab mittags. Sieben Plakate sind mitgenommen, - immerhin.

 

20. Juli

Siegfried schreibt zur Frage der Aktion auf dem Marktplatz "Ohne Kunst, ohne Musik, ohne...Wie wollen wir leben?" : "An mir soll es nicht liegen. Ich stürze mich sofort - mit Anstand und Abstand - wieder in den Kulturbetrieb."

18.Juli

Solidaritätsaktion auf dem Marktplatz für die Kulturbrücke Osnabrück, zugunsten der freien Kolleg*innen aus Kunst, Musik, Theater usw. Glück mit dem Wetter. Es sieht die ganze Zeit nach Woklenbruch aus. Die alten Musikerkollegen Martin Gehrmann und arthur Marzurkowski kommen vorbei und Martin spielt nach kurzem Überlegen Ma Bicyclette. Klasse! Richtig schön. Bessere Resonanz als erwartet, 318€  an die Kulturbrücke überwiesen.

25. Juni

Mist, die Speicherkarte mit den nächtlichen Fotos verbummelt. Der einzige Abzug ist schon im Bildnerischen Projekttagebuch. Gut, das ich zumindest das habe.

Nahne - nur 7 Plakate sind mitgenommen worden. Dazu die beiden Blätter nach einem nächtlichen Gespräch mit zwei Anwohnern. Sie konnten zunächst nichts mit der Frage anfangen, dann kam mit dem Hinweis auf den Tönniesskandal das Gespräch doch in Fahrt. "Ich hänge es ins Kinderzimmer", da war doch schon etwas in Bewegung gekommen. Die Bemerkung "ein Geschenk für die Nahner" hatte die Zungen gelöst, genau wie mit den Jungs am Riedenbach.

14. Juni

"Das Ende ist mein Anfang", der Film über den früheren Spiegelkorrespondenten aus Vietnem und China, Tiziano Terzani, der seinem Sohn von seinem Leben erzählt. Der Satz "Was lässt die Vögel zwitschern?" von Bruno Ganz in der Rolle von Terzani springt mich an, erst recht mit den Variationen "Was lässt die Vögel MORGEN zwitschern?" und "Was lässt die Vögel am Morgen zwitschern?"  So passt es auch zum Nachtprojekt. Dazu die zweifarbigen Variationen. Schön, wenn auch nicht für die Druckprojekte in der Öffentlichkeit geeignet.

20.Mai

In den letzten Tagen diese drei Plakate geklebt und gedruckt. Die Fußabdrücke von unseren Enkel*innen, Jelka (1), Anton (2) und Linus (4). Wie weiter? In kleinen Schritten, für die Kleinen. Passt eigentlich auch zur Klimadebatte, angestoßen von den Jugendlichen und den Kindern, um deren Zukunft es gehen wird, auch "nach Corona".  Das andere Blatt mit einer anderen Antwort: Gemeinschaft. Ohne die wird es nicht gehen.

Das Blatt mit dem Stacheldraht für die nächste Aktion der Seebrücke. Überzeugt mich mehr als das Blatt vom 17. März. 

Ich habe immer mehr das Gefühl, dass zu jedem Blatt auch eine Aktion in der Öffentlichkeit gehört. Sonst fehlt da was. Ich muss es veröffentlichen und ich brauche die Resonanz

29. April

Zusammen mit Anton (2) und Linus (4) die Regenbogen gedruckt. In Norditalien haben die Menschen in der schlimmsten Zeit der Coronapandemie Regenbögen in  die Fenster gehängt, um sich gegenseitig Mut zu machen: andra tutto bene - ALLES WIRD GUT. Am

4.Mai werden die Plakate am Gustav-Heinemann-Platz aufgehängt und bis auf Eines sind sie am Abend alle weg. Wie schön! Am

6. Mai schreibt Marie-Anne: "Er hängt jetzt im Treppenhaus und macht es dort ein bisschen bunter. Außerdem können alle Hausbewohner es sehn. Danke!"

8.Mai

Valentin sieht die ganze Sache etwas alltäglicher:"Morgen sollte ich echt mal endlich das Bad putzen..."
Viele liebe Grüsse und danke für diese tolle Aktion!"""

 

28. April

Karolin, Mitarbeiterin von Exil e.V., hat sich schon lange ein Blatt von mir gewünscht, sie schreibt vom Ausbrechen aus der Komfortzone und der Bereicherung durch das Neue, wenn wir ihm mit Freundlichkeit und Mut begegnen. Frei vom Freizeitstress runterfahren. ...DAS MORGEN...erst mal ein neuer Sonnenaufgang und dann mal sehen.  Dazu der Klappentext des Buches auf den ihr Blick fällt: Mariana Leky: von der unbedingten Anwesenheitspflicht im eigenen Leben.

25. April

Druckaktion am Riedenbach,

Schölerberg. Es kommen drei Jugendliche vorbei, interessieren sich dafür, was ich dort mache, nehmen jeder ein Plakat mit, "Respekt dafür, was Sie hier machen".

25. April

Heute noch eine Nachricht zur Aktion in Hörne. Karen schreibt:

Mich hat das Projekt sehr berührt und froh gemacht

und sie schickt noch die Erzählung "Der Bergpass" von Hermann Hesse, an die sie erinnert wurde. Der letzte Satz lautet:

Die Welt ist schöner geworden.

Was für ein Satz in dieser Corona- und Klimawandelzeit.

16. April

Jutta schreibt:

 

spannende Frage und tolle Aktion!

Habe mich beim Joggen sehr über die Plakate am Dütekolk beim Bahnübergang gefreut-

Vorsichtig ein Plakat nach Hause gerettet , in meinem Arbeitszimmer aufgehängt

Und freue mich- bei allen Sorgen und Unwägbarkeiten- über das spielerische Kind

Mit den erhobenen Armen : also Hoffnung, daß auch viel Gutes kommen kann…

Plötzlich , abrupt, eine Zwangspause:

Was ist wichtig ? Wie traurig, nur vereinzelt, Freunde und Familie zu sehen, wie schön waren große, unbeschwerte Feste – wann sind sie wieder möglich??

Kein Theater, kein Konzert- wie unsagbar traurig...

Dennoch- wie kreativ sind Menschen und finden neue Wege, Kultur einander nahe zu bringen…

Hoffe, daß uns bewußt wird, ein immer weiter, höher, schneller tut uns nicht gut-

Hoffe, wir genießen Zusammenkommen jeglicher Art später besonders und lernen,

wie sehr wir alle miteinander verbunden sind.

Plakat  wird diese Fragen lebendig halten !

 

8.April

Carola schreibt

....vielen Dank für Ihren Aktionismus, mein Hund würde sagen: "Bleiben Sie am Ball"

und Frauke:

...nun hängt das Plakat in unserer Wohnung
an der Etagentür, wenig dekorativ, aber irgendwie doch mahnend....
mahnend, auf dem Weg nach draußen zu überlegen, welches Verkehrsmittel geeignet ist, ob man nicht doch auf das Auto verzichten kann......wie es weitergeht in dieser schwierigen Zeit, ob Jan Ole seine Großeltern bald wieder treffen darf, ob sie die Pandemie gut überstehen, ob wir Junge genug
tun/ vorsichtig genug sind, damit die Älteren überleben können. Fragen über Fragen, in dieser Zeit.

Gudi schickt via WhatsApp eine Antwort auf die Plakatfrage: Erholung für die Erde - Reset - mehr Wertschätzung - mehr Empathie - Vielen Dank 

Das ist doch Klasse, so entwickelt sich doch allmählich ein eigener, nicht kommerzieller Kommunikationsweg.

Um 18 Uhr sind alle Plakate weg. Schön. Damit habe ich nicht unbedingt gerechnet.

8. April

Früh morgens eine Lauf-runde durch den Wald. Ein Plakat ist schon weg. Die Blätter sind noch sehr feucht von der Nacht. Ich komme mit Reinhold ins Gespräch, kenne ihn als morgendlichen Zigarrenraucher wenn ich zum Hüggel laufe. Erst ist er ablehnend, taut auf , als wir über seinen Bekannten, den Künstlerkollegen Werner Kavermann sprechen. Dann erzählt er, dass er auch Setzer und Drucker war. Schließlich nimmt er doch ein Plakat mit.

7. April

Nächtliche Fahrt durch den Hörner Bruch, etwas gespen-stisch. Schön. Aktion am Bahnübergang, die Blätter hänge ich auf der Seite zu den Häusern hin, drucke auf der Waldseite. Vollmond, schönes Licht, 5 Personen passieren den Bahnübergang in der einen Stunde, die ich dort stehe.  Dies ist das Nadelöhr, durch das viele Radler*innen aus Hasbergen und Ohrbeck kommen. Werden hier die Plakate überhaupt mitgenommen? Bin gespannt.

20. März

Renate schreibt:

Was für eine schöne Überraschung in der sonst so gespenstigen Innenstadt.
Vielleicht bringt der morgige Tag auch eine positive Überraschung. Danke!

29. März

Ellen schreibt:

MEER  ...  so viel MEHR!
WEITE .... MEERESWEITE! 
INNEN UND AUßEN
JA!
TRANSFORMATION .... VERÄNDERUNG
KREATIVITÄT von UNS Kreaturen
TATKRÄFTIG 
entschieden in der DUALITÄT 
LICHTvoll 
bei Tag und Nacht 
mehr LICHT
MEER LICHTdurchflutet
auch im Mondschein der Nacht 
sichtbar  und druckfest
vervielfältigt 
JETZT hier im Sonnenaufgang daheim 
in der Erinnerung
im LICHTERFÜLLTEN ERINNERN
INNEN
LICHT IN DER NACHTWACHE
LICHT IN DER NACHTSCHICHT
entschieden für DAS MORGEN 
LICHT IM FREIRAUM DER NACHT
HOFFNUNGSVOLL in der Fastenzeit
MEER ....so viel MEHR!
WochenENDgruß von mir an Dich
wELLEN

30. März

Marcia schreibt: Hallo Manfred, habe gerade von deiner druck-aktion am Wochenende gelesen. Richtig klasse! Viele grüße, alles gute und gesundheit für euch, Marcia

und Reinhart: Manfred, das ist eine schöne Aktion, Kompliment!

und Stephan: Schöne Aktion in der vielbeschworenen "gespenstischen Leere", die wir heute in Städten und Dörfern sehen können"

Annegret: Wunderbare Aktion!

Foto: Swaantje Hehmann

28.März 

Erika schreibt:

Der Prozess

mit dem Plakat: „…..und was bringt……DAS MORGEN“

 

Die Worte auf dem Plakat und die Wirkung auf mich: „DAS MORGEN“…….drängt sich in den Vordergrund……mit Bedrückendem assoziiert, wie auch sonst in dieser Zeit, beruhige ich mich…….und dann ….doch…..am nächsten Tag ein neuer Blick……etwas Zuversicht…Ja, da steht  „MORGEN“……und Morgen weist auf Zukunft….

 

Das Plakat: Wo soll es hängen? Einen Platz finden……

 

Drei Orte ausprobiert und auf mich wirken lassen…..Balkon….Wohnzimmer…..Treppenhaus. Genau, Treppenhaus….Das ist es!…… stellvertretend für…..draußen…..drinnen……Aufbruch….?

 

Teil 1: Das Plakat liegt (nur kurz für das Foto) im Treppenhaus

 

Zukunft:

 

Teil 2: Das Plakat hängt bald im Treppenhaus …. Papier und Stift dazu und dann schaue ich, ob meine Nachbarn etwas dazu schreiben……Kontakt…….in der Zukunft……sollte DAS MORGEN vielleicht im Treppenhaus beginnen…DAS MORGEN also ganz nahe, direkt vor meiner Tür. 

 

Fortsetzung folgt…..?

 

Danke an Manfred Blieffert…für besinnliche und inspirierende Stunden mit mir, in schweren Zeiten.

 

29. März

Heiko Schlatermund schreibt: Lese gerade von deiner Aktion - Gratulation und Respekt. Das sind Aktionen und Initiativen die für das Nachdenken nach der Krise anregen - Solidarität auch dauerhaft zu gestaltenund zu praktizieren. Bleib gesund, Heiko

Foto: Swaantje Hehmann

29. März

Neue Osnabrücker Nachrichten:

https://www.noz.de/lokales/osnabrueck/artikel/2025965/polizei-unterbindet-kunstaktion-auf-dem-marktplatz Foto: Swaantje Hehmann

28.März, 8 Uhr

Auf dem Weg zum Markt - 3 Plakate sind weg. Mittags um 12 Uhr ist alles abgeräumt! 12 Plakate mit einem neuen zu Hause. In 12 Osnabrücker Wohnungen. Wieviel Menschen werden jedes einzelne Plakat sehen? Darüber reden, sich austauschen.

Ich musste jetzt mit dem Nachtprojekt starten. Zeigen, dass es uns Künstler trotz des lock down noch gibt. Zeigen, dass wir die Zeit nutzen sollten, über die Zukunft, DAS Morgen nachzudenken. Es geht ja nicht nur um die Zeit nach Corona. Jetzt werden akut die Alten geschützt, mit einer nie dagewesenen Investitionssumme. Aber sind im Morgen, nach Corona, nicht die jetzt Jungen, die Kinder, die Enkel, viel bedrohter? Belasteter? Und ist das nicht seit Jahrzehnten absehbar?

28. März

Lukas hat ein Plakat mitgenommen und schreibt: ...Tolle Aktion...DAS MORGEN? Bring alles und nichts und damit vor allem Gelegenheiten.Zu allem Möglichen...was dabei hilft, DAS MORGEN gut zu machen? Das Heute! Mein Bild: Ich habedas Plakat über meinem Formicarium aufgehangen, darin lebt meine Kolonie Ameisen....Da sitze ich gerne vor der Scheibe, beobachte, und lasse meine Gedanken treiben. Dabei finden sich immer wieder wunderbare Analogien. Ob sich eine von denen je Gedanken zum MORGEN gemacht hat? Eher nicht...ob sie es trotzdem schaffen, altruistisch zu leben und weniger sich selber als das große Ganze im Blick zu haben? Absolut. Und das sorgt dann wohl zwangsläufig für ein besseres MORGEN für die Gemeinschaft. (Dabei möchte ich die Konkurrenz mit anderen Kolonien mal außen vor lassen, wir sind dann schließlich vernunftbegabte Wesen und sollten in unserem Altruismus sicherlich noch andere Wesen mit einschließen können.) Wäre doch schön.  Für die Zukunft ist das Plakat also sicherlich immer mal wieder ein schöner Denkanstoß.

Danke, Lukas!!!

27. März

Coronapandemie. Nicht nur Deutschland ist in der häuslichen Isolation. Das kulturelle Leben in der Stadt ist zum Stillstand gekommen. Eigentlich sollte das Nachtprojekt erst bei milderen Temperaturen starten, aber um 22 Uhr drucke ich 12 Plakate zum Verschenken auf dem Markt. Tom Bullmann und Swaantje Hehmann von der NOZ sind dabei. 3 Jugendliche kommen vorbei, einer ist Mohammad aus dem Kosovo. Er kennt mich von einem Druckprojekt mit der Hauptschule Innenstadt. Ich weiß sofort den Titel des Buchs, das wir gemacht haben. "Wir kommen aus verschiedenen Ländern - und sind doch alle hier". Damit hatten wir 2010 den 1. Preis im Zeitbildwettbewerb gewonnen. Reise nach Berlin, Preisverleihung im Zeughaus, Mohammad war dabei.  Innenminister de Maiziere: "Wo kommst Du her?" "Aus Osnabrück". Der Minister war verdattert.

Ausgerechnet als wir so zu sechst weit um die Presse stehen, kommt die Polizei. Allgemeinverfügung, nur zwei Personen.....Kein großes Palaver, im Grunde ja alles von gutem Willen getragen.

 

25. März

Jetzt endlich auch diesen Text mit Bild versehen und gedruckt. Erwähnt war der Satz noch im Heimat-Projektheft, kommt jetzt also eigentlich zu spät. Egal - aber draußen werde ich dieses Blatt wohl nicht mehr drucken. Trotzdem 20 Exemplare gedruckt.

 

 

23. März

Coronaverlangsamung - endlich Zeit, diesen Moosgummidruckstock zu drucken. Wäre ja eigentlich schon im Januar fällig gewesen. Jetzt ist es nicht mehr "aktuell" - was zählt das in der Kunst? Aktualität? Ich mache ja keine Tageszeitung. Unsere Erde brennt - ohne genau diesedrei australischen Tiere könnte es auch auf die jetzige Weltsituation passen.

 

18. März

Nach langer Zeit mal wieder eine Anfrage via Blog. Judith aus Köln hat das ENKELTAUGLICH Plakat von ihrem Vater bekommen. Jetzt steht das Blatt hinter dem Bettchen mit Judiths Baby, und die Hebamme soll auch ein Plakat haben. Gleich zur Post gebracht.

Was für eine schöne Anfrage!

 

17. März

Zurück aus Bankendorf, wo dieses Blatt für die Aktionen der SEEBRÜCKE entstanden ist. Katastrophale Situation in den Lagern auf den griechischen Inseln und an der griechisch/türkischen Grenze. Bei der Aktion habe ich eine Erkältung und kann dort gar nicht hin. Egal - dieses Plakat wird sicherlich noch seine Verwendung finden. Traurig genug.

Endlich auch das Plakat mit dem Druckfahrradlogo fertig gemacht.

 

20. Februar Mahnwache

für  die Opfer des rechtsradi-kalen Anschlags von Hanau. 10 Tote in zwei Shishabars und an einem Kiosk, alle mit Migrationshintergrund. Der Täter bringt dann seine Mutter und sich selbst um, hinterläßt abstruseste fremdenfeindliche, antisemitische und frauenfeindliche Gedanken auf seiner homepage. Um 20 Uhr Mahnwache auf dem Nicoläiort. Ist das etwa der Auftakt für mein "Nachtwache-Projekt"?

Am nächsten Mittag ein Plakat zur Shishabar an der Ecke Martini/Herderstraße gebracht.

Wir müssen GESICHT ZEIGEN - Alle!

 

Januar 2020 OYA

Das Skizzenbuch an die Zeitschrift OYA -enkeltauglich leben- geschickt. Rückruf von Matthias Fersterer von der Redaktion und gleich am Abend eine Stunde Telefoninterview. Dazu hat er einen sehr guten Text für die nächste Ausgabe  verfasst. Auf dem Blog von OYA jetzt schon veröffentlicht.

Hier der Link: https://oya-online.de/blog/334-ausblick_auf_ausgabe_57/view.html